Einen Ort der Begegnung und der Bildung gab es hier schon lange. Auf dem Gelände befand sich nämlich seit dem 19. Jahrhundert die evangelische Schule. Aber die Geschichte beginnt schon viel früher. Im Zuge der Bebauung des Sonderfeldes durch die GEWOBAU fand man in unmittelbarer Nähe germanische Siedlungsspuren aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Es handelte sich um den Stamm der „Brukterer“. Ein Ort mit Tradition also.
Die Schule wurde abgerissen und das Stadtteilzentrum Überruhr entstand. 1972 begann die Altstadtbaugesellschaft mit dem Bau. Zug um Zug wurde das Zentrum in Betrieb genommen. Am 25. August 1974 starteten Nebenstellen des Gesundheits- und des Sozialamtes sowie des Einwohnermeldeamtes. Es folgten am 1. Oktober eine Gynäkologie, Internisten und eine Augenarzt Praxis. Und am 13. Dezember ging die Gaststätte „Im Zentrum“ in Betrieb.
Da fehlt doch noch etwas. Klar, die Einrichtung um die es hier eigentlich geht. Am 7. März 1975 wurde die „Überruhrer Stadthalle“ eingeweiht. Einen Tag später folgte die Stadtteilbibliothek. Die Begegnungs- und Veranstaltungsstätte nahm ihren Betrieb auf und wurde intensiv genutzt. Besonders zu erwähnen sind hier die Gemeinschaftsveranstaltungen der Vereine und Verbände der Ruhrhalbinsel wie „Überruhr aktiv“. Dieser offene Kreis veranstaltete alle 3 Monate einen runden Tisch und verstand sich als Terminbörse und Sprachrohr der Nutzer.
Die ersten dunklen Wolken zogen 1997 auf, als die mittlerweile unter dem Namen firmierende Gaststätte „Hopfenfass“ schloss. Dank des Einsatzes des Reichsbundes konnte der Betrieb des Bürgertreffs aber aufrechterhalten werden. Verschiedene Wirte betrieben dann die Gaststätte in den nächsten Jahren ohne Erfolg. Das änderte sich erst, als der frühere Wirt des Hopfenfasses, Bernd Schneidereit, nach Umbau die Gaststätte unter den Namen „Im Trend“ wieder betrieb und das bis heute tut. Er übernahm auch die Verwaltung des Bürgertreffs.
Zu den Highlights zählten die in der Folgezeit 5 Kulturwochen, mit denen die Vereine und Verbände ein weit gefächertes Programm vom Sport bis zu hochwertigen Chorworkshops, Theateraufführungen und Dichterlesungen anboten. Doch im Hintergrund rumorte es weiter. In der Verwaltung der Stadt Essen gab es bald Überlegungen, das Mietverhältnis nicht fortzusetzen. Um die Sachlage und die zukünftige Nutzung des „Bürgertreff“ Überruhr zu klären, lud die Überruhrer Bürgerschaft e.V. deshalb Vertreter der Verwaltung, der Parteien und des Eigentümers zu einer Podiumsdiskussion am 20. Juli 2011 ein. Die Sache blieb in der Schwebe. Verschiedene Gastronomen legten in der Folge Nutzungspläne für den Bürgertreff und die Gaststätte vor, die aber alle die Stadt Essen nicht überzeugten. Es waren wieder die Vereine und Verbände der Ruhrhalbinsel, die sich auch in der Vergangenheit engagiert hatten, die das Zepter in die Hand nahmen. Langsam, aber konzentriert, arbeiteten sie sich in Zusammenarbeit mit der örtlichen Politik voran. Ein erster Erfolg war die Verlängerung des Mietverhältnisses um zwei Jahre.
Die Bemühungen mündeten in der Gründung des „BürgerTreff Ruhrhalbinsel e.V.“ am 20. April 2015. Und diesem gelang, woran andere gescheitert waren, nämlich die Stadt Essen mit der Vorlage ihres Nutzungskonzeptes zu überzeugen. Am 23. November 2016 stimmte der Rat der Stadt dem zu und ein Vertrag mit einer Laufzeit von 5 Jahren wurde geschlossen. Nicht nur das, die Stadt Essen und der Eigentümer, die Altstadt Baugesellschaft, stellten einen sechsstelligen Betrag für die Renovierung zur Verfügung. Mit Stiftungsgeldern und Spenden kam ein Betrag von 325.000€ zusammen. Ärmel aufgekrempelt und los. Und am 30. April 2018 konnte in Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Stadt Essen Thomas Kufen und weiterer Personen aus Politik und Gesellschaft die frisch renovierte Veranstaltungsstätte präsentiert werden.